Über Floorball

Floorball gilt als die schnellste Teamsportart der Welt. Geboren in den USA und weiterentwickelt in Schweden, wächst diese junge spezielle Hockey-Variante extrem schnell - auch in Deutschland und ganz besonders in Berlin und Brandenburg.

„Deutlich entspannter als Kreuzberg“

Sieben neue Gesichter zählen die Bundesliga-Herren diese Saison. Im fünften Teil unserer Interview-Serie über die Hauptstadt-Neulinge nahmen wir Fabio Witte ins Vertrauen. Das Nordlicht aus dem verschlafenen Tetenbüll hat erstaunlicherweise Berliner Wurzeln, seine Eltern lernten sich in der Hauptstadt kennen. Wie es der Name schon verrät, ist Fabio Halbitaliener.

 

Typisch italienisches Temperament sucht man bei dem 19-jährigen allerdings vergeblich, eher schon findet man die typisch norddeutsche Ruhe und Gelassenheit. Auf dem Feld besticht Fabio vor allem durch Torinstinkt und Technik – beides konnte er in langen Jahren auf dem Kleinfeld nahezu perfekt ausbilden. In Berlin hat es ihn nun in den Wedding verschlagen. Bis auf ein geschrottestes Auto ist dort aber bisher nichts Auffälliges passiert, berichtet Fabio.

BATBerlin.de: Moin Fabio, stell dich zunächst doch bitte kurz vor!

Fabio Witte: Also, ich bin 19 Jahre alt und habe dieses Jahr mein Abitur in St. Peter Ording an der Nordsee gemacht. Anfang September bin ich nach Berlin gezogen, um hier Werkstoffwissenschaften an der TU zu studieren und Bundesliga zu zocken. Bisher habe ich in Tetenbüll gewohnt.

 „Tetenbüll: Grundschule, kleines Museum, ein Hafen und 600 Einwohner.“

Damit unsere Leser wissen, was du meinst: Klär uns mal bitte auf, was Tetenbüll ist und es so bietet?

Tetenbüll ist ein Dorf im Herzen der Halbinsel Eiderstedt in Schleswig-Holstein und hat circa 600 Einwohner. Zu bieten hat es nicht viel mehr als eine Grundschule, ein kleines Museum und einen Hafen, wenn man den so nennen darf. Aber immerhin kann man da im Sommer auch mal baden. Und dann gibt es dort natürlich den TSV Tetenbüll, bei dem ich Floorball spielen gelernt habe.

Du scheinst italienische Wurzeln zu haben. Kannst du uns deine familiären Wurzeln etwas genauer erläuten?

Meine Mutter kommt aus Norditalien und ist mit Anfang, Mitte 20 nach Berlin gegangen, wo sie meinen Vater kennen gelernt hat. Als ich dann auf die Welt kam, sind sie in die Heimat meines Vaters, auf die Halbinsel Eiderstedt, gezogen, weil es in einem Haus auf dem Land vermutlich doch etwas entspannter ist, Kinder aufzuziehen, als in einer Wohnung in Kreuzberg.

Wie oft wirst du eigentlich mit deinem Bruder Francesco verwechselt?

 

Ach, das hält sich eigentlich in Grenzen, da wir uns nicht allzu ähnlich aussehen. Aber dem einen oder anderen Lehrer rutschte doch auch mal ein Francesco über die Lippen, was er häufig erst bemerkte, weil ich nicht reagierte.

 

Wie bist du in eurem verschlafenen Nest zum Floorball gekommen?

Als ich in der 4. Klasse war, hat ein Sportlehrer Floorball nach Tetenbüll gebracht. Er hatte davon, glaube ich, auf einer Fortbildung erfahren und bot das dann einfach mal als Sportgruppe an. Und naja, als ich es erstmal ausprobiert hatte, ließ es mich nicht mehr los. Wenn ich richtig rechne, müsste es jetzt das zehnte Jahr sein, das ich dabei bin.

 „Großfeld ist das richtige Floorball – auf lange Sicht spaßiger als Kleinfeld.“

Du bist ursprünglich ein Kleinfeld-Zocker. Was taugt dir mehr, Kleinfeld oder Großfeld?

Schwer zu sagen. Ich habe natürlich ewig lange Kleinfeld gespielt und bin da auch oft genug Landesmeister geworden. Aber das ist dann doch eher Daddelei im Vergleich zum Großfeld. Nachdem ich jetzt auch viel Erfahrung auf dem Großfeld gesammelt habe, denke ich, dass es mir nicht weniger liegt als Kleinfeld. Und vor allem ist es richtiges Floorball, was auf lange Sicht auch mehr Spaß macht.

 

Du warst bei der U19-WM in Weißenfels Teil des deutschen Kaders. Wie war es?

Es war krass. Ich habe zwar nicht viele Einsätze bekommen, aber dafür hatte ich umso mehr Energie für Emotionen. Es war echt ein geiles Gefühl, als wir vor circa 1.000 Zuschauern im entscheidenden Gruppenspiel gegen Kanada kurz vor Schluss die benötigte 3-Tore-Führung schafften, alle ausgerastet sind und gefeiert haben. Leider ging das Halbfinale gegen Ungarn ja verloren, aber auch da schauten an die 1.200 Menschen zu.

In Berlin hat es dich in den Wedding verschlagen – Arbeiterkiez mit einem gewissen Ruf. Hast du dich schon eingelebt und bereits irgendwelche speziellen Wedding-Erfahrungen gemacht?

Naja, einmal hat jemand gegenüber meiner Wohnung ein parkendes Auto gerammt, aber viel Spannenderes habe ich bisher noch nicht erlebt. Ich muss mich noch daran gewöhnen, immer meinen Schlüssel mitzunehmen, wenn ich aus dem Haus gehe, aber sonst kommt man doch ziemlich schnell in der neuen Umgebung zurecht.

Was sind deine Ziele für diese Saison?

Erstmal möglichst viele Siege einzufahren, um dann viellecht in den Playoffs zu spielen.

Fotos: Nordisch entspannt mit FAZ beim Training (o.l.; by Tom Nebe); Spielübersicht im Duell mit Dresden (mi., by unihockey-dresden.de)

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